Mit welchem Fahrzeug auf die Weltreise?

Du stellst dir die Frage mit welchem Fahrzeug du auf eine große Reise gehen kannst? Bist aber noch im Zweifel ob ein Wohnmobil für eine Weltreise das richtige ist, oder doch besser ein umgebauter LKW zum Expeditionsmobil? Dann bist du bei uns genau richtig. Wir fahren gerade mit unserem Reisemobil in Südamerika die Ruckelpisten entlang. Dadurch erfährst du hier alles aus erster Hand.

Was muss bei der Fahrzeugauswahl beachtet werden?

Du kannst es natürlich so machen wie wir, völlig unvorbereitet in das Hanfbachtal (http://www.philipp-trucks.de/) fahren, einen LKW für die Weltreise aussuchen und diesen nach zwei Wochen abholen. Ja – das geht! Als bei uns der Gedanke einer Weltreise zu gedeihen anfing, war bereits klar, wir wollen einen Oldtimer. Das es ein altes Militärfahrzeug wurde, war eher vom Zufall geprägt. Der Hintergedanke: “Was für das Militär gebaut ist hält bestimmt lange”, bekräftigte dazu die Kaufentscheidung. Somit wurde aus einer Wohnung in Bamberg ein fahrendes Zuhause in Südamerika.

Weiterhin wurde der Kauf durch den bereits vorhandenen Koffer stark unterstrichen. Diese Frage solltest du dir bei der Wahl des Basisfahrzeuges auch stellen. Wenn noch kein Koffer auf dem Fahrzeug ist, hast du noch etwas mehr Arbeit und viele weitere Punkte bei der Abnahme vom TÜV zu beachten. Das treibt die Kosten und den Ärger weiter hoch. Also unser Tipp: hole dir, wenn möglich, ein Fahrzeug bei dem bereits ein dichter Koffer darauf sitzt. Andernfalls kaufst du dir ein Basisfahrzeug und setzt einen Wohnwagenkoffer darauf. Kannst du zum Beispiel die Traverse und den Hauptrahmen dafür nicht selber herstellen und musst das vom Fachmann ausführen lassen, dann bist du wahrscheinlich schon bei dem Betrag eines Mittelklassemodells. Dass der Koffer eine Raumhöhe von mindestens 2 Metern haben sollte, versteht sich hier von selbst.

Welche Kategorien von Expeditionsmobilen gibt es?

Auch hier ist es wie mit den PKW´s, wir wollen die Expeditionsmobile grob in drei Gruppen einordnen, die Oberklasse, die Mittelklasse und, was wir eben fahren, die Oldtimer.

Expeditionsmobil
Expeditionsmobil

Es gibt genügend Experten welche derartige Expeditionsmobile ausbauen oder umrüsten. Wer das nötige Geld dafür hat, für den ist das sicherlich eine super Sache. Ja, ein Selbstausbau kostet auch viel Zeit und Nerven, welche du dir bei dieser Variante einsparst. Dazu kannst du dich auch in Deutschland auf der Messe Abenteuer und Allrad (https://www.abenteuer-allrad.de/) in Bad Kissingen inspirieren lassen und das überschüssige Kleingeld schnell los werden. Für die Oberklasse musst du allerdings um die 200.000 Euro rechnen.

Expeditionsmobil IVECO
Iveco Dally 4×4

Oder du entscheidest dich für ein Mittelklassemodell. Hier zum Beispiel der IVECO DALLY 4×4. Das sind wendige und komfortable Reisemobile, welche sicherlich viel Spaß bieten und 40.000 Kilometer lang keinen Ärger machen. Die Kosten werden hier ungefähr bei 100.000 Euro liegen.

Wir haben die Variante eines Oldtimers nicht bereut und würden uns wieder dafür entscheiden. Dieser ist nicht schlechter als die heutigen Fahrzeuge, ganz im Gegenteil. In vielen Ländern werden die betagten LKW´s bis heute im ganz normalen Schwerlastverkehr eingesetzt. Klar, die damals gebauten Fahrzeuge sind robust, haben wenig Elektronik und fahren langsam. Ganz nach dem Motto “Was länge hält bringt Geld”. Außerdem, wer langsam reist, hat mehr von der Reise. Wir haben auch gemerkt, ein Oldtimer hat auch eine gewisse “Seele”. Wir kümmern uns gut um unsere Emma, schmieren diese fleißig ab und somit wurde ein altes Eisen wieder einem neuen Zweck zugeführt. Eine Oldtimerzulassung hat auch einige Vorteile beim TÜV ;).

Unser Expeditionsmobil Emma
Emma – unser Expeditionsmobil

Fahrzeuggröße

MAN KAT 6

Je größer umso besser! Halt, das trifft nicht immer zu! Klar, so ein MAN KAT 6 ist schon ein “richtiges” Exmo! Das kommt überall durch, egal was im Weg steht. Ja! Dafür wurde er auch gebaut, aber was ist wenn du mal auf deiner Reise in eine Stadt fahren möchtest? Die Straßen sind oft schmal, die Parkmöglichkeiten sind begrenzt usw. Auch das passieren einiger Passstraßen wird von der Fahrzeuglänge abhängig  gemacht. Wir stehen und übernachten auch mal gern an Aussichtspunkten, hier ist meist auch nicht viel Platz für einen MAN KAT 6. 

Natürlich spiel die Personenanzahl der Reisende auch eine zentrale Rolle bei der Fahrzeugauswahl. Wir sind zu dritt unterwegs und unser Steyr reicht hier gerade aus. Im Nachhinein hätten wir die etwas längere Variante vom Steyr 680 g Werkstattkoffer nehmen sollen. Aber wo mehr Platz ist, wird wieder mehr mitgenommen. Wir sagen: unser Platz reicht. Reisen bei euch mehr als drei Personen mit, sollten schon ca. 10 qm angestrebt werden. Wir haben 7,7 qm.

Nach langen Fahrten im Nirgendwo freuen wir uns sehr auf einen Stadtbummel und sind froh, dass unsere Emma nicht so groß und lang ist.

Welche Gedanken sollte ich mir noch machen?

Was für eine Reise will ich machen. Soziale Punkte….Kind usw.

Selbstausbau Ja oder Nein?

Als erstes solltest du dir die Frage stellen: „Macht mir so ein Ausbau Spaß?“ Diese Frage bewerten wir als wichtigste. Wenn du das mit „ja“ beantworten kannst, dann findest du dich in die ganzen Themen von alleine rein. Bei YouTube gibt es genügend gute Informationsquellen. Alles was die Elektrik betrifft (falls du hier nicht fachkundig bist) solltest du von einem Fachmann zumindest absegnen lassen. Wir konnten hier glücklicherweise auf Frank´s Ausbildung zurückgreifen und haben daher auch das alles selbst gemacht.

Frank ist handwerklich fit und freute sich riesig auf den Ausbau. Auch gab unsere Werkstatt vom Schweißgerät, über Maschinensäge, Elektrobestände, bis zur kompletten Tischlerausrüstung, alles her. Das sparte natürlich viele Kosten. Wenn du hier bei Null anfängst, d.h. dir erst Grundwerkzeug kaufen musst, dann gehe vielleicht doch zur Variante „ich habe ein fertiges Exmo gekauft“. Sieh die folgenden Ausführungen als Tipp. Wir sind nun schon eine Weile unterwegs und haben hier praktische Erfahrungen einfließen lassen.

So ein Expeditionsmobil ist mit einem fahrenden Haus gleichzusetzen. Du brauchst viele Nerven und einen guten Plan. Schreibe deine Konzepte in einem Buch auf. Das hilft bei nachträglichen Recherchen und dient als Gedankenstütze.

Was du alles für Versorgungsmedien brauchst:

  • Wasservorrat
  • eine Möglichkeit zur Erwärmung des Wassers
  • ein Stromkonzept (Landstromeinspeisung, Solareinspeisung, Wechselrichter, Laderichter usw.)
  • ein Abwasserkonzept (Grauwasser)
  • Kochmöglichkeit (per Gas oder Diesel)
  • Heizkonzept
  • Treibstoffkonzept

Bevor du mit dem Ausbau loslegst, zeichne dir einen Grundriss maßstabsgetreu auf. Wenn du die Möglichkeit hast, mach dies 1:1. Wir hatten unseren Grundriss in unserem Wohnzimmer 1:1 aufgezeichnet und verschiedene Szenarien probiert. Daraus haben sich auch bei uns einige Änderungen vom ursprünglichen Plan ergeben. Dann  solltest du dir Gedanken machen, wie du die Rahmen und Gestelle bauen möchtest, rein mit Holzbalken oder so wie wir, aus Stahlrechteckrohren. Auf der Seite Selbstausbau beschreiben wir das auch noch näher. Achtung: Wohnmobile werden immer von Innen nach Außen gebaut, bei der Variante eines nachträglichen Ausbaus ist das anders herum. 

Was wird noch im Innenraum benötigt?

Stauraum für Kleidung, Nahrungsmittel, einen Bereich für Schuhe -auch wenn diese naß sind, Müll, Kochutensilien, Geschirr, Technik, Bettzeug, Platz für Bücher und Unterhaltung, eine Möglichkeit Wäsche aufzuhängen, eine schnelle Ablage für Kleinzeug des täglichen Bedarfs (hier können wir Gepäcknetze empfehlen). Ein Tipp am Rande, mache alles Offroad tauglich, d.h. alle Schubladen, Auszüge oder Türen müssen gesichert sein, am besten doppelt. Ihr glaubt gar nicht, wie das Fahrzeug auf manchen Pistendurchgeschüttelt wird!

Grundriss

Ist die Tür am Koffer hinten oder an der Seite? Diese Antwort ist ausschlaggebend für deinen gesamten Grundriss.

Werkstätte und Ersatzteilbeschaffung

Hier solltest du dich erkundigen, zum Beispiel im Internet oder durch Travellergruppen, welche Fahrzeuge sehr häufig in deinem Reisewunschland vorkommen. Hier in Südamerika sind das eindeutig die alten Mercedes Rundhauber. Diese LKW´s fahren hier seit 70 Jahren ununterbrochen und es gibt gefühlt in jeder kleinen Stadt eine Werkstatt in der an alten Fahrzeugen noch richtig “geschraubt” wird. Das ist sehr wichtig.