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Montevideo

Die ersten Eindrücke von Montevideo

Montevideo - eine beharrliche Stadt

Straßenansicht Montevideo

Nach dem langen Flug von ca. 16 Stunden ohne Anfahrt zum Flughafen waren wir einfach mal durch. Half nix, klar wir mussten letzte Kräfte mobilisieren und das Hotel ansteuern. Wir entschieden uns für das Taxi, der öffentliche Bus war wegen des vielen Gepäcks nicht möglich.

Unser Hotel Palacio am Plaza de la Diversidad Sexual hatten wir über booking.com noch in Deutschland gebucht – und ist wie gewünscht authentisch. Nach einer kurzen Pause ging es auch gleich auf Erkundungstour. Was wir da alles gehen und entdeckt haben seht ihr bald in einen kurzen movi. Bleibt dran!

Tag 5 seit dem Beginn unserer Reise, Tag 3 in unserer WG. Langsam finden wir die ersehnte Gelassenheit und Zeit zum Wahrnehmen. Unsere WG grenzt an den Altstadtkern von Montevideo an. Das Bild der Strassen ändert sich ständig, je nachdem ob die kleinen Läden geöffnet sind oder nicht. Die Orientierung fiel uns nach der Ladenschließung mal recht schwer, haben den Weg aber anhand von Graffitis finden können. Unter vielen Dachvorsprüngen schlafen Obdachlose. Leider ist deren Anzahl so hoch, dass wir uns innerhalb von nur einer Woche auch an diesen Anblick gewöhnt haben.

Die Haustür unserer WG ist mit einem stabilen Stahlgitter gesichert, auch der Blick aus den Fenstern im Erdgeschoss ist mit horizontalen runden Stahlprofilen durchzogen. Wir fühlen uns sicher – keine Frage. Nach dem Stahlgitter folgt eine rustikale Holztür und danach schließt gleich das Wohnzimmer an. Wir sitzen gerade auf einer Couch. Das bröcklige Kunstleder ist von einer großen Decke versteckt. An der Wand blättert leicht die weiße Farbe ab, dennoch fühlen wir uns gleich wohl. Die Couch ist bequem und der alte Schaukelstuhl, bei dem die linke Armlehne zerbrochen ist, verrichtet dennoch seinen Zweck. Die darunter liegenden Holzdielen knarzen bei jeder Schaukelbewegung und der Eingangsbereich zeichnet sich stark von dem Rest des Holzbodens durch die lange Beharrlichkeit ab. Das Wohnzimmer strahlt Beharrlichkeit aus und die Prioritäten der Besitzer liegen nicht bei einer modernen Einrichtung sondern eher auf eine Einrichtung mit Charme. Mit dieser neunen Justierung unserer Ansichten stören uns die Gitter vor dem Fenster und der Tür nun nicht mehr. Rechts neben der Couch liegt eine alten Schallplatte von Metallica – leider haben wir noch keinen Plattenspieler gefunden.

Es ist gerade 10 Uhr und unsere Tochter Mira wacht nun von ihrem Vormittagsschläfchen wieder auf. Hasta pro!

Tag 8 seit dem Beginn unserer Reise, Tag 6 in unserer WG. In der Zeit zwischen 2 Uhr und 7 Uhr schlafen alle Mitbewohner, die Reisenden natürlich inbegriffen. Wir sind immer als erstes auf den Beinen und gehen um 22 Uhr zu Bett. Unseren Tag beginnen wir mit einem reichhaltigen Frühstück aus frischem Obst und Brötchen. Die Mango und Orangen schmecken nach purer Sonne, auch das Gemüse was wir zum Mittagessen verwenden ist im Geschmack viel intensiver als bisher bekanntes. Der Esstisch besteht aus einer schwarzen Marmorplatte, die Essteller aus Glas. Das Klirren beim Tisch decken findet im ganzen Haus gehör und wir sind stets bemüht die Teller sanft abzustellen. Am späten Abend gegen 23 Uhr finden dann unsere Mitbewohner ihre Zeit zum Kochen und anhand der klirrenden Teller wissen wir, wie viele mitgegessen haben. Die vielen neuen Geräuschen empfinden wir als nicht störend, ganz im Gegenteil, es soll ein zentrales Wahrnehmen auf unserer Reise werden.

Uruguay liegt 4 Stunden hinter der europäischen Zeitzone, der zeitliche Jetlag scheint für uns überstanden zu sein, der kulturelle Jetlag dauert noch an. Es ist gerade 10:45 Uhr und die ersten Mitbewohner stehen auf und machen sich für die Arbeit fertig. Rodrigo arbeitet zum Beispiel in einem Callcenter für die USA, sein Arbeitsbeginn liegt durch die unterschiedliche Zeitzone bei 16 Uhr und endet um 23 Uhr. Die WG ist für uns eine Bereicherung in vielen Hinsicht und definitiv eine Empfehlung wert.

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